Das Mysterium der Ponzichter...
Die Ponzichter (Bohnzüchter) und ihre Geschichte haben heute bei uns etwas unerklärliches, fast mystisches an sich. Die Ponzichter sind ein Begriff, aber wer genau sie waren, weiß kaum jemand so genau. Die Betreiberin der Plattform oedenburgerland.de Claudia Söder, hat einmal versucht mir die Sicht auf die Ponzichter so zu erklären:
"Die Brennberger behaupten, die Ponzichter hätten in Brennberg gelebt. Die Ödenburger behaupten, die Ponzichter gab es nur in Ödenburg. Die Wandorfer sagen, dass die Ponzichter eher Bauern waren - aber keinesfalls in Wandorf gelebt haben. Und die Agendorfer sagen, dass die Ponzichter nicht nur die waren die Bohnen gezüchtet haben sondern die, die deutsch gesprochen haben. Nun - vielleicht ist in jeder Aussage ein bisschen Wahrheit..."
(Anm.: Alle genannten Orte liegen um Ödenburg/Sopron im heutigen Ungarn)
Der Burgenländer ein Ponzichter?
Die Bezeichnung „Bohnzüchter“ (Ponzichter) wurde aber auch - etwa auf den Wiener Märkten, auf die Bewohner der Dörfer rund um die Stadt Ödenburg, am See und teilweise auf die Bewohner Deutschwestungarns übertragen, lange bevor das Burgenland entstand. Es war und ist ein Spitzname, vielleicht auch ein Spottname, aber immer mit Respekt vor der Lebensweise, dem Wohlstand und der hohen Kultur dieser Gesellschaftsschicht. Heute, mit zunehmendem Kontakt über die Grenze hinweg, lebt die Bezeichnung wieder auf, auch wenn es die "echten" Bohnzüchter kaum mehr gibt. Ihre Nachfahren leben heute nach der Vertreibung von etwa 7000 Ödenburgern und der meisten Bewohner der früheren Stadtdörfer im Jahre 1946, in Südwestdeutschland. Ihre Bohnenrezepte haben sie so wie ihre alte Heimat nicht vergessen.
Die Ponzichter im alten Ödenburg
Wer waren diese Menschen, die also bis in die Märkte nach Wien hinein als „Bohnzüchter“ bekannt waren? Sopron besitzt heute einen wunderschön renovierten Altstadtkern. Neben der Innenstadt erscheint auch ein anderer Stadtteil hochinteressant: Das Poncichter-Viertel. Östlich und nördlich der Stadt liegen ausgedehnte Weingärten, in kleinklimatisch optimaler Lage vor allem in Richtung Neusiedler See. Diese Weingebirge sind das Land der Bohnzüchter. Den Weingärten in die Stadt folgend findet man alte Streckhöfe, die früher weinbäuerlich genutzt wurden. Die Bohnzüchter waren Weinbauern, die der deutschen Volksgruppe in Ungarn angehörten, ein Wirtschaftsbürgertum. Sie gaben sich nicht mit der Traubenernte allein zufrieden, zumal diese nicht immer zufriedenstellend ausfiel. Sie nützten den Platz zwischen den Weinstöcken, der ohnedies intensiv durch dreimaliges "Hauen" bearbeitet werden musste, für den Gemüseanbau, etwa für Knoblauch, Zwiebel, vor allem aber für Bohnen. Auch Obstbäume standen in den Weingärten, etwa die sehr schmackhaften kleinen Weingartenpfirsiche, auch "Bohnzüchter" genannt, oder Mandelbäume. Der Bohnenanbau hatte nicht nur den Vorteil eines Zusatzverdienstes bei schlechten Weinlesejahrgängen sondern aus heutiger Sicht auch den der Stickstoff-Anreicherung des Bodens rund um die Rebstöcke durch die Knöllchenbakterien.
Die Bohne in der Region heute
Die Bohne wird auch in den Dörfern in der Nähe von Sopron im heutigen Burgenland gerne kultiviert, zwar nicht mehr in den Weingärten aber in den Küchengärten und nicht für den Verkauf auf dem Markt, sondern als Zutat für die eigene Küche. Genutzt wird die Bohne in Form von Fisolen, Trockenbohnen oder als Auskernbohnen in der Erntezeit, also unreif/grün geernteten Bohnenkerne, welche noch einen hohen Wassergehalt enthalten und vor dem Kochen nicht eingeweicht werden müssen bzw. sofort tiefgekühlt aufbewahrt werden können. Die sogenannte Sechswochen-Bohne, eine schnellwachsende Buschbohnensorte mit weißen, nierenförmigen Bohnenkernen wird am meisten verwendet. Gut bekannt ist auch eine rot/weiß gefärbte Trockenbohne mit Sprenkeln und einer markanten Zeichnung um den Nabel: bekannt als die Rot-Weiß Gescheckte. Beide Sorten werden gerne für den burgenländischen Bohnenstrudel verwendet, wobei die Rot-Weiß Gescheckte angeblich noch besser dazu geeignet sein soll, weil sie einen feinen Geschmack nach „Kestn“ (Edelkastanien) mit sich bringt. Eine weitere alte Bohnenart ist als „Rindsuppenbohne“ bekannt, eine höherwachsende Reiserbohnensorte mit grünlich gefärbten, ovalen Samen. Sie soll für Suppen verwendet worden sein, da sie eine schöne gelbe Farbe abgibt, die an die Farbe von Rindsuppe erinnern soll. Die Meinungen der älteren Bevölkerung gehen dabei aber auseinander, es könnte auch der Geschmack gewesen sein, der an Rindsuppe erinnert hat.